Cáceres ist bei Regisseuren als Mantel- und Degenstadt bekannt. In den engen Gassen mit den hohen Türmen, prächtigen Palästen und alten Kirchen erwartet man wirklich an jeder Ecke einem Ritter mit Schwert zu begegnen. Wir schlenderten ohne Ziel durch die mittelalterliche Stadt. Am Nordrand gelangten wir ins Judenviertel, das außerhalb der damaligen Mauern liegt und sich auch rein äußerlich abgrenzt. Denn die Häuser sind hier sehr viel kleiner und weiß verputzt. Auch jetzt Ende November sahen wir noch viele blühende Bougainvilleen. Da es gerade Mittag war, bimmelten von überall die Glocken, hell, dunkel, laut und leise. Zurück an der plaza erreichten uns auch wieder Sonnenstrahlen und so konnten wir ohne Daunenjacken eine feine Kartoffeltortilla genießen. Südwestlich von Cáceres fanden wir dann in einem kleinen Naturpark einen wunderschönen Platz zum Übernachten an einem kleinen See.
Trotz sternenklarer Nacht war am nächsten Morgen alles in dichten Nebel gehüllt. Wir brachen trotzdem zu einer längeren Wanderung auf. Als dann die Sonne durchkam, herrschte eine schon fast mystische Stimmung. Leider fanden wir weder die angepriesenen Dinospuren noch die steinzeitlichen Zeichnungen! Interessant waren jedoch die amorphen "tubas", von denen wir vermuteten, dass sie als Särge gedient hatten. Nach der Hälfte des Weges erreichten wir das Museum Vostell, das der Berliner Experimentalkünstler Wolf Vostell in den 1970er Jahren in den Räumen einer ehemaligen Wollwäscherei eingerichtet hatte. Er gehörte der Fluxusbewegung an (=no sense). Den Eindruck hatte ich auch bei den einbetonierten Autos, dem Vorhang aus Motorrädern, Collagen aus Knochen etc. Da es schon wieder regnete, schauten wir, dass wir zum Auto zurückkamen. Zum Aufwärmen machten wir noch einen lecker Cappuccino und fuhren dann noch nach Mérida. Da heute Feiertag ist, war der angesteuerte Carrefour leider geschlossen, also fuhren wir noch weiter zum Stausee bei Alange.
Sonne und blauer Himmel heute Morgen! Wir beschlossen eine kleine Wanderung über den Burgfelsen nach Alange zu machen. An einem Klettergarten vorbei ging es über einen kleinen Steig zur Ruine hinauf. Von oben hatten wir einen fantastische Sicht über den glitzernden See, rundum war alles grün und wir fanden auch viele blühende Orchideen. Beim Abstieg verstiegen wir uns etwas, was uns zerkratze Arme einbrachte!
Alange hat mir sehr gut gefallen. Die Fenster waren nicht sämtlich geschlossen, alles wirkte offener, alte Frauen waren mit ihren Einkaufswägen unterwegs, die Herren spazierten herum und junge Frauen joggten. Es gab noch viele kleine Läden für den täglichen Bedarf und für uns ein Eis zur Belohnung! Auf dem Kirchturm waren viele bewohnte Storchennester. Das war vielleicht ein Geklappere!
Zurück nach Mérida zum Einkaufen und einem Sundowner. Danach hatten wir dann das erste Mal Pech mit der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Es war schon fast dunkel als wir in Zafra direkt an der Straße einen Truckerstellplatz fanden. Nicht so toll, aber für eine Nacht ging es schon.
Heute war ein spannender Tag! Wir wollten nach Aracena ins Schinkenmuseum. Die 90 km dahin waren ein stetes Auf und Ab. Bei Auf zeigte unser Tacho nur noch 29 km/h. Hmm. Den Bordmechaniker störte das aber nicht weiter. Er ignorierte dann auch das Verbotsschild für LKW in der Altstadt. Wir haben ja ein Wohnmobil! Den Sinn dahinter verstanden wir erst, als wir uns heillos in den extrem engen Gassen verkeilten. Die Anwohner schauten schon sehr entsetzt, als sie uns nur ein paar Zentimeter von ihren Autos entfernt durchfahren sahen! Und dann beim Rangieren in einer Kurve passierte es: der Hiasl machte hinten links nähere Bekanntschaft mit einer Mauer! Die eh schon angespannte Stimmung war nun auf dem Nullpunkt. Mit viel Schweiß vergießen fanden wir irgendwann aus der Altstadt raus und gingen dann zu Fuß durch das eigentlich schöne Städtchen. Der Museumsbesuch hat uns dann wieder etwas besänftigt. Er war kurzweilig und informativ. Fein war auch die Kostprobe vom jamón íberico am Schluss.
Unser Ziel für heute war ein WoMo-Stellplatz am Hafen in Sevilla. Es war mal wieder Bewegung fällig und so ging es zu Fuß zur Plaza España. Hier gibt wurden anlässlich der Expo von 1932 prächtige Bauten, Kanäle mit Ruderbooten, gekachelte Bänke und Wände und viele asiatische Touristen. Sehr lustig zum Anschauen! Weiter geht es Richtung Zentrum, wo die drittgrößte Kathedrale weltweit steht. Wir machten es uns in einer Bar bequem, wo wir bei Tapas und Wein die Spanier beim vorweihnachtlichen Einkaufsbummel beobachteten.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Bus in die city - denn eine Stunde einfach war uns dann heute doch zuviel. Hinter der Kathedrale war dann der Treffpunkt für die free walking tour. Unser Guide Guillermo führte uns (eine recht internationale Gruppe) in drei Stunden durch Sevillas Altstadt. Auf recht unterhaltsame Art erläuterte er uns auf Englisch die Geschichte der Stadt.
Anschließend bestiegen wir noch die Giralda, den Uhrenturm der Kathedrale, der ursprünglich von den Mauren als Minarett der großen Moschee erbaut wurde. Aus 75 m Höhe hatte man einen Superausblick auf das weiße Häusermeer ringsum.
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