Heute sind wir zur zweiten Urlaubsfahrt mit unserem Hiasl aufgebrochen. Da wir den Österreichern keine Maut vergönnen, stehen wir 45 Minuten in Salzburg im Stau. Tja, Geiz zahlt sich nur in Geld aus! Wir navigieren wieder mit dem Tablet, allerdings diesmal mit der Navigator-App statt mit OSMAnd, wie sonst. Doch anscheinend mag uns diese App nicht, denn sie führt uns durch sämtliche Innenstädte durch, statt über die Umgehungsstraße außen rum. Der Schmarrn kommt gleich wieder runter!
Bei zunehmend schlechtem Wetter zockeln wir nach Obertauern auf knapp 1800 m rauf. Der Tacho ist wohl defekt, denn er bleibt auf 25 km/h hängen, hehe! Bergab geht es natürlich auch nicht schneller. Denn: fahre immer mit dem Gang runter, mit dem du auch rauf gefahren bist. Die nächste Herausforderung war dann der Katschberg mit 17% Steigung und als absolute Krönung nach Spittal noch der Wurzenpass mit 18%! Hier waren dann die hinter uns Fahrenden schon genervt, denn mehr als 20 km/h waren leider nicht drin. Der einsetzende Schnürlregen trägt auch nicht zur Stimmungsaufhellung bei und so sind wir froh, als wir auf slowenischer Seite kurz hinter Kransjska Gora am Ufer der Sava einen Stellplatz finden.
Regen am Morgen und deshalb haben wir uns Ljubljana für die Rückreise auf. Es ist saukalt, alles in Nebel gehüllt und die vermeintliche Straße entpuppt sich als übelster Feldweg. Eigentlich wollen wir erst in Albanien offroadfahren. An dem Minigrenzübergang nach Kroatien gibt es nicht mal einen Geldautomaten und so müssen wir noch 30 km nach Ogulin fahren, um dort Kuna zu bekommen, damit wir die Autobahnmaut bezahlen können. Ja, die Landstraßenkurbelei geht uns auf den Geist, darum geht es jetzt mit Vollgas Richtung Küste! Der gewaltige Regen hört genau dann auf, als wir oberhalb Zadar zum ersten Mal das Meer sehen. Es wird schlagartig warm und wir schälen uns aus den Fleecejacken. Ein paar Kilometer nach Sibenik entdecken wir in einem kleinen Hafenort einen tollen Strand. Außer einem kleinen WoMo ist kein Mensch hier. Als Belohnung für die anstrengende Fahrt gibt es es eine feine Fischplatte in einem Restaurant und zum Abschluss noch ein Bad im Meer. Praktisch sind dann die noch funktionierenden Duschen.
Beim Zusammenpacken am nächsten Morgen entdecken wir eine winzige undichte Stelle im Benzinschlauch, die Wolfgang aber für unbedenklich hält. Nach ca. 30 km will ich mir noch Badeschuhe kaufen und da sehe ich die Bescherung: im Schlauch ist nun ein ziemlich großer Riss und die ganze rechte Seite des Autos ist mit Diesel eingesprüht. Während ich beim "Shoppen" bin, baut Wolfgang den Schlauch aus und ersetzt ihn durch ein Stück Gartenschlauch mit Schlauchschellen. (Nachtrag vom Mai 2016: an der Schlauchsituation hat sich bis heute nichts geändert!)
Die Strecke entlang der kroatischen Küste ist wunderschön: verlockende Badebuchten, malerische Dörfer, schattige Bars usw.. Wir bedauern es sehr, dass wir wie in jedem Urlaub etwas unter Zeitdruck stehen, wie gern würden wir auch das Hinterland erkunden, in die Berge gehen. Aber es ist nur eine kurze Badepause drin und schon durchqueren wir Bosnien-Herzegowina. Sind ja nur 10 km. An einem der zahlreichen Straßenstände holen wir uns Honig, Trauben und getrocknete Feigen, bevor wir auch schon die Grenze zu Montenegro erreichen. Hier wird gleichmal vollgetankt und wir fangen auch schon mit der Stellplatzsuche an. Natürlich wollen wir wieder in erster Reihe am Strand stehen. In Bijella erwischen wir allerdings die wohl engste Strandmeile des Landes! Die Bars und Restaurants links und rechts sind jetzt am frühen Abend vollbesetzt, so dass wir wenigstens jede Menge Zuschauer haben, als wir uns zwischen Tischen, Stühlen, geparkten Autos und einbetonierten Laternen zentimeterweise vorwärts bewegen. Da möchte ich nicht wissen, was die über die bekloppten Deutschen gedacht haben. Aber Wolfgang hat bei solchen Aktionen Nerven wie Drahtseile! Nach einem langen Kilometer kommen wir wieder auf die Hauptstraße und finden bald einen großen Kiesplatz direkt an der Kaimauer. Beim abendlichen Bummel durch Bijella ist es nicht ganz so chic wie z. B in Italien, das Eissortiment ist recht überschaubar, die Klamotten nicht ganz so modisch, fettige Speisen an den Essensständen. Aber die Leute völlig entspannt und fröhlich! Wir jetzt auch!
Nach dem Schwimmen am Morgen träumen wir schon von einem erholsamen Nachmittag auf dem CP am Shkodrasee. Aber die montenegrinische Küste ist sehr kurvig und es wird auch fleißig geblitzt! Im wunderschönen Perast machen wir halt. Vom Glockenturm haben wir eine phantastische Sicht auf die Berge und die Bucht mit den zwei Klosterinseln. Vor 28 Jahren waren wir schon mal in Kotor, das uns damals sehr gut gefallen hat, also ist es unser nächstes Ziel. Doch zuerst ein Megastau, danach Chaos bei der Parkplatzsuche, Russen, die nur in Badehose durch die Stadt gehen, ca. tausend Passagiere von einem Kreuzfahrtschiff usw. Irgendwie kommen wir heute mit Kotor nicht so recht zusammen. Als wir endlich aus dem Rummel um den Hauptplatz draussen sind und wir die engen Altstadtgassen rauf und runter spazieren, gefällt es uns dann doch ganz gut.
Über Sukobin, wo wir die albanische Grenze überqueren, fahren wir Richtung Shkodra. Man würde es auch ohne Grenzkontrolle merken, dass man in Albanien ist. Kleine Moscheen, muslimische Friedhöfe, ärmliche Häuser und auch schon der von sämtlichen gelesenen Reiseberichten angekündigte Müll. In Shkodra wollen wir noch unsere Vorräte auffrischen, bevor es in die Berge geht. Doch zuerst brauchen wir noch einen Geldautomaten. Nachdem wir vier Geldautomaten abgeklappert haben, halten wir auch schon für umgerechnet 200 € albanische Lek in den Händen. Aber nun nix wie raus, doch ganz so schnell geht es leider nicht. Wir verkeilen uns zwischen geparkten Autos, Hausmauern und vielen Stromkabeln an einer engen T-Kreuzung. Mit viel Gefluche und Kurbelei schaffen wir es rückwärts wieder hinaus. Stimmung: tendiert gegen Null. Sie bessert sich dann am Campingplatz, wo wir endlich mal ein bisschen relaxen können. Zur Belohnung gibt es am Abend einen deftigen Grillteller mit relativ viel Bier und Wein!
Heute morgen bemerken wir, dass über den Luftschlauch zum Beifahrersitz Luft entweicht, also zuerst Schlauch reparieren und danach fahren wir mit dem Rad nach Shkodra. Unser Platznachbar hat uns gefragt, ob wir Ärzte seien, weil wir das alles so ruhig gemacht haben!? In der Stadt erstehen wir eine SIM-Karte fürs Tablet (2 GB für 7 Euro). Beim anschließenden Bummel durch die Straßen sehen wir deutlich, wie weit Albanien von Europa abgeschnitten ist. Die Kleidung ist zum Großteil aus Plastik, ebenso die Schuhe, modisch weit abgeschlagen. Bauern versuchen am Straßenrand ein paar Kartoffeln oder Zwiebeln oder eine Colaflasche mit Ayran los zu werden. Für 7 ct kann man sich wiegen lassen, Zigaretten werden frisch gedreht und einzeln verkauft. Aber die Leute sind sehr freundlich, mit wenigen Worten auf deutsch oder englisch versucht man mit uns ins Gespräch zu kommen. Was sie wohl denken, wenn wir unsere teuren Mountainbikes durchs Gedränge schieben?
Zurück am CP waten wir ca. 50 m durch 10 cm hohen Schlamm - was ich gar nicht mag - , bis wir endlich Schwimmtiefe erreichen, bisschen eklig, aber eine gute Erfrischung.
Von anderen "Offroadern" bekommen wir noch Tipps zu Albanien und Koordinaten zu einem schönen Strand im Süden, bevor wir dann gerade noch einen Tisch im Restaurant ergattern, ehe die ca. 50 Franzosen von einer geführten Tour die Kneipe stürmen.
Kommentar schreiben