Schweden 27.07. - 06.08.2019

Komischerweise hat der See über Nacht ganz schön abgekühlt, so dass das morgendliche Bad etwas kürzer ausfällt, aber es hat gut getan wie immer. Wir starten erst mal nach Särna zum Einkaufen und danach in den westlich gelegenen Nationalpark Fulufjället. Ohje, der große Parkplatz ist fast total belegt. Nur mit Mühe finden wir noch einen Platz für den LKW, an dem man auch die Leiter rausziehen kann. Vorbei an einem „Badeplatz für Hunde“ schauen wir uns zuerst das Naturum an, ein modernes Holzgebäude, in dem vor allem für Kinder die Flora und Fauna des NP anschaulich erklärt werden. Ja, auch wir haben viel dazu gelernt. Anschließend gehen wir die Wasserfallrunde, ein ca. vier Kilometer langer sehr gut ausgebauter Wanderweg zu Schwedens höchstem Wasserfall mit gut 90 m Fallhöhe. Ich weiß nicht, wo die ganzen Leute vom Parkplatz abgeblieben sind, hier sind sie auf jeden Fall nicht. Klar, hinten am Wasserfall stehen schon einige rum, aber wir haben es uns schlimmer vorgestellt. Wir machen ein paar Fotos, doch leider steht die Sonne recht ungünstig. Beim Rückweg entdecken wir alte, z. T. abgestorbene, Kiefern, deren Stamm ganz ins sich verdreht ist.  Hmm, ich habe mir wohl irgendwelche Darmbakterien oder -viren eingefangen, so dass wir nur mehr wenige Kilometer zu einen Stellplatz am Fluss fahren mit einem ordentlichen Toilettenhäuschen! Das ist nun mein bevorzugter Aufenthaltsort für den Rest des Tages, während es sich Wolfgang im lichten Schatten der Kiefern gut gehen lässt.

Mir geht es immer noch nicht gut und da beschließen wir auf einen Campingplatz zu fahren um unsere Wäsche zu waschen. Im Internet finden wir einen „Offroad Campingplatz“ angeblich mit Waschmaschine. Es sind zwar 70 km und ich mache mir wegen der langen Strecke schon Sorgen, aber das geht schon mal gut. Allerdings gibt es dort keinen Platz mehr für uns, Waschmaschine ist auch eine Fehlinformation und das einzige was hier offroad ist: man kann sich Quads mieten und dann wie ein Verrückter durch den Wald brettern, auf Kieswegen wohlgemerkt! Da ich heute nicht mehr viel im Auto sitzen will, steuern wir kurz vor Åsen einen Parkplatz am Österdalälven (Fluss) an, wo wir den Nachmittag haargenauso wie gestern verbringen, grrr.

In Älvdalen werden wir heute bezüglich Waschmaschine auf dem dortigen CP fündig. Bisschen kompliziert ist die Bezahlerei. Der Mann an der Rezeption hat nämlich keine Münzen, aber die braucht man um die Maschine zu füttern. Also rein ins Dorf, am ATM das erste Mal seit 2 Wochen Kronen tauschen. Danach in einen Supermarkt, eine Kleinigkeit kaufen und die Kassiererin bitten, uns, wenn möglich, nur 10-Kronen-Stücke rauszugeben. Aber dann können wir loslegen: drei volle Maschinen und dank Wind und Sonne trocknet alles schön auf der Leine. Bei knapp zwei Euro pro Maschine wollen wir nicht meckern. Bei mir zeichnet sich Gott sei Dank eine Besserung ab, so dass wir uns am Spätnachmittag Älvdalen noch einmal genauer anschauen, was recht schnell passiert ist. Ein verschlafenes Provinzstädtchen mit allem was man zum Leben braucht und für die Schweden das wichtigste überhaupt: einem Fluss zum Fischen. Also so eine Begeisterung fürs Angeln und Fischen ist uns noch nie untergekommen. An jeder Ecke kann man hier reichhaltiges Zubehör kaufen, die Fischereikarten sind sogar per Automat erhältlich, bzw. in fast jedem Laden.

 

Für uns geht es weiter an den Siljansee. Im Norden liegt Mora, wo wir in einem sehr gut sortiertem ICA Maximarkt unsere Vorräte auf Vordermann bringen. Am See entlang soll es ein paar nette Dörfer geben, laut Reiseführer so ein richtiges Bilderbuchschweden. Was da nicht drin steht ist, dass genau diese Woche die Classic Car Week stattfindet. Wir stehen von Mora bis Rättvik, wo wir hinwollen, im Stau, denn die Fahrer der ganzen Amischlitten wollen nicht fahren, sondern gesehen werden. Das nervt! Eigentlich wollen wir uns in Rättvik nur die längste Holzbrücke Schwedens angucken, aber als wir dann endlich querfeldein einen Parkplatz ergattern, haben wir schon fast keine Lust mehr. Immerhin konnten wir mit unserem Auto auch ein paar Leute begeistern! Auf dem Markt im Ort könnte man dann Cowboyhüte, T-Shirts mit dämlichen Sprüchen, gepunktete Saloonkleider und ähnliches erwerben. Oldtimer finden wir ja gut, aber nur so tiefergelegte Amikarossen sind nicht unser Ding. Die Holzbrücke ist eigentlich ein Landungssteg für die Schiffe und gute 600 m lang, da der See sehr flach ist und die Dampfer nicht näher ans Ufer rankommen. Ganz draußen steht ein riesiges, goldfarbiges Metallei, in dem eine Sauna untergebracht ist. Ja, Sauna wäre heute was gewesen, denn es hat höchstens 16° und einen kalten Wind. Erst am Südufer des Sees finden wir einen Stellplatz, auf dem zwar auch schon vier andere Wohnmobile stehen, aber mit dem müssen wir ab jetzt wohl häufiger rechnen.

Die Sonne scheint wieder und wir geben uns heute noch mal dem Massentourismus hin. Über eine enge Panoramastraße geht es nach Tällberg. Ein pittoreskes Städtchen, wie es der Reiseführer bezeichnet. Ja das stimmt. Es gibt hier nur rote Holzhäuser, wie in allen Dörfern ringsum, mit gepflegten Gärten, auch wie überall, und jetzt kommt der Unterschied: hier finden sich auch noch so schnuckelige Souvenirläden, wo man Herztropfen braucht, wenn man auf den Preis schaut. Zudem ist ein Hotel neben dem anderen, was dem Ort auch den Namen Hotällberg eingetragen hat! Wir laufen ein Stück die Straße entlang, biegen dann zum See ab und sind bald wieder alleine. Beim Badeplatz der Einheimischen haben viele Familien ein eigenes Badehüttchen, an den Haken hängen die Handtücher und Badeanzüge. Weiter am See entlang kommen wir zum Hafen und nein, hier findet das Traktortreffen statt. Ich glaube, jetzt müssen wir schleunigst hier weg. Wir finden eine sehr schöne Nebenstrecke mit ganz vielen roten Bilderbuchdörfern und ganz ohne Amischlitten und Traktoren. Alte Bauernhöfe sind wie unsere Vierseithöfe, bloß nicht so wuchtig und aus Holz und natürlich in rot mit weißen Fenstern und ganz vielen bunten Sommerblumen, nicht nur mit dem Geranieneinerlei. In Falun, eine Weltkulturerbestadt, besuchen wir das Dalarnas-Museum. Hauptthema sind die Trachten, Kulturen und Bräuche Dalarnas, aber auch eine kleine Kunstausstellung ist zu sehen und ein Raum über Selma Lagerlöf.  Ich bin ganz angetan von den schönen Stickereien der Frauengewänder und den Wandmalereien, die früher vor allem die Kirchen schmückten, aber auch die guten Stuben. Etwas außerhalb der Stadt ist ein kleiner See mit einem großen Parkplatz für uns, wo es zur Feier des Tages noch eine Flasche Krimsekt aus Russland gibt!

Am Vormittag spazieren wir um die Grube der aufgelassenen Kupfermine Faluns. Ende des 13. Jh. wurde diese das erste Mal schriftlich erwähnt und sie war bis 1992 in Betrieb. Der tiefste Stollen wurde 900 m in die Erde getrieben. Neben Kupfer wurde auch Blei, Gold, Silber und Eisen abgebaut. Bei der Eisengewinnung fiel dann auch die bekannte rote Farbe, Falu Rödfärg, ab, die seit mehreren hundert Jahren nahezu unverändert in Gebrauch ist. Nach der Mine fahren wir zu einem Däckservice, auf deutsch Reifenhändler. Dort lassen wir unsere zwei Reservereifen ummontieren und auf die Hinterachse anbringen. Zum einen weil einem der beiden alten Reifen seit Marokko ein Stollen fehlt, aber vor allem, weil sie fast komplett abgefahren sind. Tja, lange haben sie nicht gehalten. Knapp 60.000 Kilometer. In Deutschland wollen wir uns nach neuen Reifen mit Straßenprofil umsehen, in der Hoffnung, dass diese weniger laut sind und länger halten. Der Service hier ist sehr gut, nicht teuer und die Jungs haben uns wegen des Autos so richtig beneidet! So, jetzt haben wir aber Hunger. Und wo stillen wir den? Na, bei IKEA in Borlänge. Wir müssen aber auch noch ein paar wichtige Dinge dort besorgen, wie Bettwäsche und Geschirrtücher, die Wolfgang regelmäßig abfackelt.  Den kleinen Rest des Tages verbringen wir am Dammsjön auf einen schönen Badeplatz mit angenehmer Wassertemperatur.

Wenige Meter von unserem Übernachtungsplatz entfernt sind zwei alte Hochöfen zu besichtigen. Der größere der beiden ist aus Ziegeln aufgebaut, die allerdings mit massiven Eisenringen gesichert werden mussten. Die ganze Region hier ist ja reich an Eisenerz und Kupfervorkommen, das bis vor knapp hundert Jahren noch in so kleinen Anlagen wie diesen hier verarbeitet wurde. Es gäbe auch eine Tour, die zu diversen dieser kleinen industriellen Standorte führt, man kann dort überall herumstiefeln, es gibt Erklärungen dazu, aber leider haben wir keine Zeit dazu. Denn heute treffen wir endlich Veronika, Johannes und den kleinen August! In Ludvika erledigen wir noch die letzten Einkäufe und schon kommt eine Whatsapp von Vroni, dass der ausgewählte Treffplatz schon voll ist. Jetzt wird es etwas hektisch, denn sie fahren schon zum nächsten Platz, wir sind ja doch langsamer und kommen kaum hinterher, fahren dann dorthin und wissen eigentlich nicht genau, wo die anderen sind. Doch ganz überraschend stehen sie dann auf dem Parkplatz am Djurlångensee bei Kloten. Bis jetzt hat die Sonne geschienen, doch just in dem Moment fängt es zu regnen an. Also Markise raus und dann wird erst mal der August geknuddelt und bespaßt! Wir fragen dann auch noch einen Schweden, ob es in Ordnung ist, dass wir uns hier breit machen und er sagt, dass es kein Problem sei. 

Nach einem gemütlichen Spaziergang am See bekommen wir Besuch von einem Mann des örtlichen Fischereivereins. Leider meint dieser, dass wir hier nur stehen dürfen, wenn wir eine Fischereikarte vorweisen können. Und unser Lagerfeuer ist an dieser Stelle auch nicht erlaubt. Hmm, okay, das Feuer löschen wir und gnädigerweise dürfen wir bis morgen noch hierbleiben. Auf Grund des regnerischen Wetters sind wir mittlerweile die einzigen und nehmen somit niemandem den Platz weg und haben jetzt auch kein schlechtes Gewissen.

 

 

Hurra, nach dem späten Frühstück hört der Regen auf und wir können das Dachzelt und die Markise trocken abbauen. Ein Platzwechsel ist nämlich angesagt. Unterwegs entern wir noch einen ICA-Supermarkt. Windeln sind fast alle und der Grill heute Abend braucht auch noch was. Kurz vor Molkom ist dann schnell ein geeigneter Platz für uns gefunden mit Toilette, Mülleimer, Betonring zum Feuermachen und ein kleiner See mit Badestrand. Nach einer kollektiven Blaubeersammelaktion springen wir paarweise ins Wasser, denn einer darf immer mit Gusti spielen. 

Heute ist Hausfrauentag: es wird ein Blaubeerkuchen gebacken und Marmelade gekocht. Danach zeigen wir dem August bei einer Wanderung noch einen schwedischen Wald, der auch wirklich schön ist mit den blühenden Erikasträuchern, der weißen Rentierflechte und den langhaarigen Flechten an den Bäumen. Am Abend wird wieder fleißig Holz für das Lagerfeuer gesammelt, das dann auch ganz schön in dem Betonring auflodert. Es kommt schon etwas herbstliche Stimmung auf, als sich später am Abend ein Bodennebel über die freien Flächen legt. Wenn dann im Hintergrund auf der Straße die LKWs mit ihren Wahnsinnsbeleuchtungen vorbeiziehen, sieht es schon fast ein bisschen mystisch aus. Und als dann erst ein Wagen mit Blaulicht kommt, das ist toll. Nicht ganz so toll ist es allerdings, als er zu uns in die Straße einbiegt und neben uns einparkt. Nach einer Weile lässt er die Scheibe runter und fragt freundlich, ob wir Englisch sprechen. Ja, klar. Aber dann kommt Gott sei Dank die Auflösung: jemand hat wohl unser Feuerchen gesehen und die Feuerwehr alarmiert. Jedoch kein Problem, es ist ja in dem dafür vorgesehen Betonring. Er wünscht uns noch einen schönen Abend und fährt wieder von dannen!

Schade, die paar Tage sind viel zu schnell vergangen, aber heute müssen wir uns schon wieder trennen. In Filipstad gehen wir noch zusammen ins Knäckebrotmuseum. Es ist jedoch eher ein Werksverkauf von der Firma Barilla, die WASA aufgekauft hat. Somit kann man hier nicht nur günstiges Knäckebrot kaufen, sondern auch alle möglichen Pastasorten. Danach heißt es auf Wiedersehen bis in ein paar Wochen. Für uns geht die Reise wieder nordwärts. In Hagfors werden die Tanks noch mal vollgemacht, denn in Norwegen ist der Diesel doch ein gutes Stück teurer als in Schweden. Auch Wein bis zur erlaubten Menge wandert bei uns in den Keller sowie Obst und Gemüse was noch Platz hat. Und so deutsch wie wir sind, zahlen wir auch noch über eine App Zoll für die paar Flaschen Bier, die wir zu viel haben. Denn angeblich kontrollieren die Norweger recht streng. Doch nicht bei uns! Denn an der Grenze nach Torsby gibt es nämlich nicht mal ein Zollhäuschen und auch keinen einzigen Beamten. Da wäre es besser gewesen wir hätten die sechs Euro in Wein umgesetzt. Aber man weiß ja nie! Da es schon wieder regnet, fahren wir weiter noch zu einem Platz an einem See bei Kirkenœr und holen gemütlich unsere E-Reader raus.

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